Wo die Bauern vom Coca-Anbau leben

Christa Doumats und Pfarrer Winzelers abenteuerliche Reise in den Urwald Boliviens / Priesterjubiläum im Urwald gefeiert

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Christa Doumat und Ingrid Pentzek (Mitte) begrüßen Erzbischof Tito Solari


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Beim Besuch im Chapare (v.l.):
Schwester Ingrid Pentzek, Christa Doumat,
Pater Erik Wilmer, Pfarrer Meinolf Winzeler

RHEINE. Das war schon eine abenteuerliche Tagesreise innerhalb Boliviens, als Christa Doumat vom Missionskreis Cochabamba und Pfarrer Meinolf Winzeler aus Heilig Kreuz zusammen mit Schwester Ingrid Pentzek die zweite Etappe ihrer Reise zu Partnerschaftsprojekten antraten. In Cochabamba hatten sie das Kinderdorf und die Schule für die Gefängniskinder sowie das große Berufsausbildungs-Institut Christo Rey besucht – alle aufgebaut von den beiden Missionaren Sr. Ingrid, die aus Rheine stammt, und dem Schweizer Pater Erik Williner. Die MV berichtete darüber.

Nun ging es über einen anspruchsvollen Höhenunterschied von mehr als 3000 Metern in das zweite Wirkungsfeld im tropischen Regenwald. Dort hat das Missionarsteam im Chapare im Nationalpark Isiboro Sécure eine große Pfarrei aufgebaut für Indianerstämme und später dazugekommene Siedler.

Hier im tropischen Nordosten von Cochabamba ist das Hauptanbaugebiet des Cocastrauches. Unüberschaubare Mengen von „Colones“ waren aus dem Hochland, als dort die Minen und damit ihre Arbeitsplätze geschlossen wurden, in den Dschungel gezogen. Sie haben den Indianern ihre gerade errichteten Dörfer und die urbar gemachten Flächen streitig gemacht. Die beiden Missionare könnten einen eigenen Krimi über diese gefährlichen Jahre schreiben.

Mittlerweile haben die Menschen sich arrangiert, auch weil der seit Jahren regierende Präsident Evo selbst Coca-Bauer war und den fragwürdigen Anbau dieser Drogen-Pflanze mehr als toleriert. Zigtausende Familien leben mittlerweile vom Coca-Anbau. Satellitenschüsseln und dschungelgängige Motorräder vor jeder Bretterhütte künden von einem wachsenden Einkommen, das sie allerdings der Zulieferung zur Kokain-Herstellung verdanken.

Seit dem letzten Besuch vor zwei Jahren hat sich eine Menge getan. Die erste Brücke einer durch den Dschungel geplanten Straße ist fertig. Gleichwohl ging es dann noch mehrmals mit dem Geländewagen durch die Urwaldflüsse, bis die neue Kirche in dem Pueblo Moleto in der Abenddämmerung erreicht war.

Vor zwei Jahren hatten die Gäste aus Deutschland das Spendengeld für den Bau mitgebracht. Nun wurde der Erzbischof von Cochabamba, Tito Solari zur Kirchweihe erwartet. Von weit her waren die Indianer aus ihren Urwalddörfern angereist, denn dieser Festgottesdienst am 20. Juli wurde natürlich gleich für die Feier der Taufe, Erstkommunion und Firmung zahlreicher Kinder und junger Leute genutzt. Auch zwei Brautpaare erhielten den Segen Gottes. Eine für mitteleuropäischen Verhältnisse unvorstellbare Festliturgie zog die deutschen Gäste über drei Stunden in ihren Bann.

Die Krönung des Tages war allerdings die Feier eines Doppeljubiläums auf dem Dorfplatz vor dem Urwaldhospital in Ichoa. Pater Erik hatte zusammen mit dem Erzbischof beschlossen, sein Goldenes Priesterjubiläum nicht in der Gesellschaft der Kleriker an der Kathedrale von Cochabamba zu feiern, sondern mit den einfachen Leuten im Dschungel. Über 1000 Indianer und Siedler waren zum Festessen eingeladen und ein sprühendes Programm von Tänzen und Sketchen lockerte die üblichen Festreden der bürgerlichen und kirchlichen Autoritäten auf.

Hoch geehrt wurde neben Pater Erik auch Schwester Ingrid, die in diesem Jahr seit 50 Jahren Missionarin in Bolivien ist. Was diese Frau mit ihren 80 Lebensjahren bis heute leistet, ist absolut bewundernswert. In den Arbeitspausen der mit viel Gesprächen und Vorbereitungen vollgepackten Besuchstage ließ sie sich von Christa Doumat „mal eben“ die Handhabung des neuen Laptops aus Deutschland erklären, mit dessen Hilfe sie das große Werk der Nächstenliebe organisiert und über die halbe Erdkugel kommuniziert. Für ihr Lebenswerk erfahren die beiden betagten, gleichwohl außerordentlich aktiven Missionare höchste Wertschätzung in Bolivien. Ein Bürgermeister sagte: „Ihr liebt uns und wir lieben euch!“

Ihr Hauptziel ist nun, die Bestandteile ihres außerordentlich weit gefächerten Hilfswerkes für die armen Leute in der Stadt und im Dschungel in verlässliche jüngere Hände zu geben. Vor allem dies zu unterstützen, dienten intensive Gespräche der deutschen Besucher mit dem Erzbischof und Vertretern der Einrichtungen und der Bevölkerung – und in Folge nun mit den Partnern in Deutschland.