Ansprache Christa Doumat anlässlich ihrer Verabschiedung im Dankgottesdienst


16. Juni 2019


Liebe Mitglieder des Missionskreises, liebe Mitglieder unserer Pfarrgemeinde, liebe Paten, liebe Spender:
Herzlich willkommen.
Gerne begrüße ich auch den stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Karl-Heinz Brauer und den Vertreter des Bistums Münster, Herrn Jost Blome. Ihnen und allen weiteren, nicht genannten Gästen heute hier in der Kirche sage ich: Herzlich willkommen. Schön, dass Sie da sind.
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Christa Doumat
Foto: MV 15.06.2019
20 Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal hier in der Kirche am Ambo stand. Mit zittriger Stimme sollte ich unser zukünftiges Missionsprojekt bekannt machen. Unser Motto sollte damals lauten „Wir alle geben, damit Kinder leben“.
20 Jahre ist das her – die Kinder von damals sind erwachsen, einige haben eigene Familien und Kinder und doch – unser Motto ist noch immer dasselbe: „Wir alle geben – damit Kinder leben“.

Ganz zaghaft sind wir angefangen um Spenden zu betteln. Zuerst mussten Widerstände überwunden werden: Ich erinnere an die Schwierigkeiten mit der Frauengemeinschaft, deren Mitglieder Angst hatten, wir würden ihnen „Ihr“ Projekt wegnehmen. Gott sei Dank waren diese Hürden schon nach kurzer Zeit genommen und fortan zog die gesamte Gemeinde an einem, und zwar dem gleichen Strick – wie man so sagt.

Es wurde immer spannender und wir – wir wurden immer mutiger, kreativer und erfolgreicher. Hier aufzuführen, was wir alles aus dem Boden gestampft haben, würde den Rahmen sprengen, Vielleicht schauen Sie sich gleich im Forum noch einmal die alten Collagen an – dann erinnern Sie sich bestimmt.

Hinweisen möchte ich auf einige besondere Aktionen wie zum Beispiel:

  • Die Nachbildung der Gefängnissituation hier in der Kirche während eines Gottesdienstes – das war beeindruckend.
  • Der erste Besuch 1999 von Schwester Ingrid in Rheine
  • Das Spendenbarometer, das uns die Holzwürmer gearbeitet haben und an dem wir sehen konnten, wieviel Geld für den geplanten Bau der neuen Kinderwohnhäuser zusammen gekommen ist
  • Die Versendung des ersten Containers mit der gesamten Ausstattung der gerade fertig gestellten Turnhalle und dem Zahnbehandlungsstuhl
  • Die Versendung des zweiten Containers mit der günstig erstandenen Großküche aus den Beständen der Kaserne in Hopsten. Das war stark: Morgens früh stand die gesamte Mannschaft bereit, die fast neue Großküche abzubauen, zu reinigen, aufzulisten und in eine Brücke zu verpacken. Diese Brücke wurde gesponsert von der Firma Lohmöller, die auch den Transport nach Mannheim übernahm. War das eine Aktion!!!
  • Viele, viele Pakete, mehrere Hundert 20 kg-Pakete haben die Reise über den Ozean angetreten mit vielfältigem Inhalt: Kinderkleidung und Kinderschuhe, Bettwäsche, Sportkleidung und Sportgeräte. Tornister und Taschen. Eigentlich alles, was im Kinderdorf gebraucht wurde. Leider aber mussten wir vor einigen Jahre damit aufhören, weil der Präsident Morales die Einfuhr von gebrauchten Sachen verboten hat. Schade, diese Pakete waren eine unglaubliche Hilfe für die Missionare.
  • Welch ein Event, als die Kinder der Rheiner Grundschulen in einem Benefizspendenlauf von ihren Schulen aus zum „Martinslauf der Grundschulen“ auf dem Marktplatz zusammen strömten. Das war ein unglaubliches Bild.
  • Wie haben wir uns gefreut, Schwester Ingrid 2007 erneut zu Besuch hier zu haben. Und wie glücklich waren wir, als ihr 2008 durch den Bundesminister, Herrn Karl-Josef Laumann, hier in der Ludgerus-Kirche das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.
  • Wie stolz waren wir, als der von den Rheiner Zahnärzten gesponserte Zahnbehandlungsstuhl mit allem drum und dran endlich im Kinderdorf angekommen war. Jetzt wurde eine Zahnbehandlung der Gefängniskinder möglich.
  • Welch ein Genuss war es jedes Mal, wenn die Osnabrücker Musiker mit Dr. Dieter Niemczyk im Rahmen eines Benefizkonzertes für unsere Kinder in Cochabamba spielten, und fast immer hier in der Ludgeruskirche.
  • Ja – und unsere Martinsmärkte – jedes Jahr eine Großveranstaltung, zu der nicht nur Menschen aus unserer Gemeinde kommen. Dieses Highlight im Schotthock ist weit hinaus bekannt für tolle Arbeiten. Einsatz mit voller Kraft ist dafür Voraussetzung!


Es gäbe noch so vieles, das ich erwähnen könnte, erwähnen möchte aus den vergangenen 20 Jahren…..

Die beiden Urgesteinmissionare, die Gründer unseres Projektes, sind 85 und 86 Jahre alt. Sie arbeiten noch immer und sorgen sich noch heute um das, womit sie begonnen haben, damals vor vielen Jahren in Bolivien: Zurückgekehrt sind sie in den Urwald, den sie die gesamte Zeit mal eben „so nebenher“ betreut haben. Momentan wird noch eine neue Kirche in Puerto Patinio gebaut – Pater Erik hat dann alle seine Urwalddörfer mit einem Gotteshaus versorgt. Ihr letztes Projekt neben der Kirche  ist das Internat in San Josef, das den Urwaldkindern, die rundum aus den weit verstreut liegenden Dörfern kommen, ermöglicht, während der Woche in diesem Internat zu wohnen. Sie bekommen dort Wohnung und Essen und müssen nicht täglich stundenlag den Fußweg vom Dorf in die entfernt liegende Schule zurücklegen.
Die Beiden sind wie eh und je unermüdlich, aber auch ihre Zeit ist endlich und Pater Erik ist gesundheitlich sehr beeinträchtigt.

Unser Kinderdorf wurde von Schwester Ingrid und Pater Erik lange geführt. Sie haben es dann abgegeben an die Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel in Bestwig, Aus den verschiedensten Gründen folgte 2016 dann der Wechsel zum Orden der Augustiner, die jetzt die Leitung des Kinderdorfes, der Schule und der Werkstätten übernommen haben. Es sind Bolivianer, die für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen stehen. Sie sind jetzt unsere neuen Ansprechpartner.

So hat sich die Situation in Bolivien verändert, und für mich persönlich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ebenfalls etwas zu verändern:
20 Jahre sind eine lange Zeit. Für diese lange Zeit heißt es, einfach einmal „Danke“ zu sagen.

In diesen 20 Jahren habe ich sehr viel Zeit und Herzblut in das Projekt investiert und eine enge Bindung zu Schwester Ingrid aufgebaut. Sie ist mir wie eine leibliche Schwester geworden. Dafür danke ich.

Mein Mann, meine Familie, meine Freunde – oft haben sie auf freie Zeit verzichten müssen, weil es ja immer irgendetwas für das Kinderdorf zu tun gab…..
Sie alle haben immer hinter mir gestanden, haben mich unterstützt und mir geholfen in so vielen Dingen. Danke. Vielen Dank Ihr Lieben. Ich liebe Euch sehr.

Besonders bedanken möchte ich mich bei allen Mitgliedern des Missionskreises: Ein Großteil von Euch ist seit Anbeginn dabei – das zeigt, dass wir eine gute Gemeinschaft sind und mit gemeinsamer Freude und Arbeit, mit gemeinsamem Spass und Einsatz viel bewegen können. Ihr wart und seid einfach Spitze und es ist wunderbar, mit Euch zu arbeiten. Danke. Vielen Dank und weiter so.

Unvergessen sind sie und gerne an sie erinnern möchte ich heute an unsere Verstorbenen Annegret Leugers, Elisabeth Scholz, Änne Tyrra, Annette Remke und Siegfried Büttner. Sie haben großen Anteil an unserem Erfolg.

Danken möchte ich den Frauen, die das ganze Jahr über fleißig im Turm der Kirche oder in ihrem stillen Kämmerlein arbeiten und den nächsten Martinsmarkt vorbereiten. Ihr und eure Arbeiten – was soll ich sagen? Ihr seid unverzichtbar!! Vielen, vielen Dank.

Bedanken möchte ich mich für tolle 20 Jahre bei der gesamten Gemeinde, beim Seelsorgeteam, das immer eingebunden werden durfte.

Besonderer Dank gilt unserem früheren Pfarrer Bernd Winter, der als Motor das gesamte Projekt angeschmissen und mich unglaublich unterstützt und sehr mutig gemacht hat. Er kann leider aus Krankheitsgründen nicht hier sein – lässt aber herzlich grüßen. Wir haben am Freitag lange telefoniert und auch noch einmal alles Revue passieren lassen – es war schon spannend.

Danke an Pfarrer Meinolf Winzeler, der als neuer Pfarrer ebenfalls für Bolivien begeistert werden konnte – gerne denke ich an die gemeinsamen Reisen nach Bolivien zurück. Danke für Dein engagiertes Mittun.

Danke für das Mittun der Frauengemeinschaft um Petra Gausmann.
Danke für die tolle musikalische Begleitung bei so vielen Anlässen der Gruppe Mosaik mit Gregor Öchtering.
Danke Wolfgang und Mechthild Hardeweg, die selbst das Unmögliche möglich machen.

Danke einfach allen: Ihr seid so wichtig und ohne Euch alle wäre gar nichts gelaufen!!! Danke für Euren Einsatz!! Danke für jede neue Idee. Danke für das Lächeln, das Ihr immer auf den Lippen habt, für jedes liebe Wort.
Danke, dass ich Mitglied dieser Gemeinde bin – darauf bin ich stolz!

Bedanken möchte ich mich aber ganz besonders auch bei allen Paten, die uns so verlässlich unterstützen. Viele Patenschaften bestehen seit dem Beginn – das sind auch 20 Jahre – auch zu diesem Jubiläum herzlichen Glückwunsch!

Bedanken möchte ich mich bei allen Spendern, die immer wieder dafür gesorgt haben und sorgen, dass wir Dank der kleinen und großen Spenden unser zugesagtes Versprechen entsprechend unserem Motto „Wir alle geben – damit Kinder leben“ halten können. Wie wichtig jede noch so kleine Spende ist, haben wir Ihnen hoffentlich in den jährlichen Briefen der Missionare verdeutlichen können.

Besondere finanzielle Spritzen kommen immer wieder von der Firma Storm aus Spelle, deren Seniorchef Dr. Klaus Storm seinerzeit den Anstoß zur Errichtung der Werkstätten gab. Sein Motto: „ nur eine fundierte Ausbildung garantiert Hilfe zur Selbsthilfe“.

Dass die Umsetzung so schnell erfolgen konnte, verdanken wir der großzügigen Spende durch die Firma und Familie Tacke sowie – Sie erinnern sich bestimmt noch – der Fernsehaktion zur Fussball- Weltmeisterschaft 2002. Der Kontakt erfolgte damals durch das Ehepaar Roland und Marion Mader. Marion Mader hat uns bereits oder wird uns noch Grüße von Schwester Ingrid und Pater Erik übermitteln.

Bedanken möchte ich mich bei der Münsterländischen Volkszeitung, unserer MV, die immer ein offenes Ohr bzw. einen guten Platz in der Zeitung für uns hat. Vielen, vielen Dank.

Bedanken möchte ich mich bei der Sparkasse Rheine und bei der Volksbank Rheine. Die Mitarbeiter sind immer freundlich und sehr hilfsbereit. Vielen, vielen Dank.

Bedanken möchte ich mich bei Herrn Rainer Köppen, der uns die Homepage möglich gemacht hat und sie noch heute auf dem Laufenden hält. Alles natürlich kostenlos. Vielen, vielen Dank!

Bedanken möchte ich mich bei der Firma Gs-Electronic, vor allem bei Herrn Holger Schulz: Sein Engagement und seine Hilfsbereitschaft haben dafür gesorgt, dass ich computerseits fit bin und wir heute unsere Vorträge per Computer halten können.

Das Schönste aber ist, dass durch seine Hilfe Schwester Ingrid lernen konnte, mit einem Computer zu arbeiten. Dank seiner Hilfe und Geduld, seiner Ruhe und Gelassenheit hat sie noch mit über 70 Jahren alles Nötige erlernt. Heute sind wir in der Lage, zu skypen und uns bei den Gesprächen sogar zu sehen. Und wenn es Probleme gibt, können Herr Schulz und ich uns bei Schwester Ingrid auf den Computer einloggen und so konnten bis jetzt alle Probleme gelöst werden – was spielt die große Entfernung da doch eine nur geringe Rolle.

Es ist schön, dass es Sie alle gibt,
und so bitte ich Sie jetzt:  

Unterstützen Sie den alten und neuen Missionskreis weiterhin. Helfen Sie auch in Zukunft, machen Sie mit und sichern Sie mit uns den Ärmsten der Armen ein menschenwürdiges Leben. !!
Ich wünsche Euch, den Mitgliedern dazu alles, alles Gute, neue Ideen, viel Freude bei der Arbeit, gutes Gelingen und Gottes Segen.

Und was ist mit mir?
Nun, ich werde mir jetzt eine Auszeit nehmen und eine Zeitlang tun, wozu ich oft nicht gekommen bin. Ich werde mich mehr um meine Familie und Freunde kümmern, wieder mehr lesen und dem Literaturclub von Gaby Runge beitreten. Wir werden öfter nach Winterberg fahren und, und, und….

Und natürlich: bei Bedarf stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Seite; aber ich möchte ab sofort keine Verantwortung mehr tragen.

So, vielen Dank, dass Sie mir so geduldig zugehört haben. Tschüß, Ihr Lieben, alle miteinander.

Es war und ist schön mit Euch! Bis bald und:
Ich lebe gerne in dieser Gemeinde – hier ist mein Zuhause.
Vielen, vielen Dank für alles!!

Christa Doumat